Die volatile Marktsituation und die damit verbundenen Erschwernisse für Unternehmen beschäftigen aktuell Unternehmer und Politik. Die jüngste Gasknappheit trifft vor allem energieintensive Industrien, wie die Feingießerei BLANK. Daher regte der Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie e. V. (BDG) einen Austausch zwischen Wirtschaft und Politik an und ermöglichte am 26. September ein Treffen in Riedlingen mit Staatssekretär Dr. Patrick Rapp vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landes Baden-Württemberg. Teilnehmer des Termins waren der Riedlinger Bürgermeister Marcus Schafft sowie Max Schumacher, Hauptgeschäftsführer des BDG. Aus dem Hause BLANK nahmen Geschäftsleiterin Juliane Blank und Geschäftsführer Alexander Lenert am Austausch teil.
Im Anschluss an eine kurze Begrüßungs- und Vorstellungsrunde stellte Alexander Lenert die BLANK-Gruppe sowie deren Struktur und Branchen vor. Bei seinen Ausführungen kam das Thema Absatzkrise im Automobilsektor aufgrund der Substitution von Verbrennermotoren zur Sprache. „BLANK erwirtschaftet einen Großteil des Umsatzes im Automotive-Sektor. Dieses, unser Kerngeschäft, brach bereits 2018 signifikant ein. Seither verschärft sich die Situation weiter.“ Man arbeite zwar an neuen Geschäftsfeldern, daran Experte in Nischen zu werden, es daure jedoch Jahre, um das wegfallende Automotive-Geschäft zu kompensieren. Auf die Absatzkrise folgte Corona, daraus resultierend Kurzarbeit, die Chipkrise sowie die bis heute andauernde Instabilität der Supply Chain in vielen Bereichen. „Es ist daher wohl klar, dass die aktuelle Gaskrise die Lage vieler bereits angeschlagenen Unternehmen weiter verschlechtert“, so Lenert. „BLANK hat den Gasverbrauch von 800 Einfamilienhäusern und benötigt so viel Strom wie 4.000 von ihnen. Es ist daher nicht von der Hand zu weisen, dass die aktuellen Entscheidungen der Politik einen immensen Einfluss auf unsere Geschäftstätigkeit haben.“ Gerade aufgrund des hohen Gas- und auch Stromverbrauchs habe man vertraglich gesicherte Preise für ein bestimmtes Kontingent an Strom und Gas bis 2025, dennoch sieht sich auch BLANK bei höheren Abrufen mit Preissteigerungen konfrontiert – allein in 2023 in Höhe von einer Millionen Euro Mehrkosten. „Dass die Verdreifachung oder eine darüberhinausgehende Steigerung der Preise bei einer Weitergabe der Kosten an den Kunden nicht mehr wirtschaftlich ist, ist wohl jedem von uns klar“, betonte an dieser Stelle Max Schumacher.
Auch das Thema CO²-Neutralität bei der Energiebeschaffung kam während des Termins zur Sprache: „Uns fehlt es hier an einer Technik, die auf einen größeren wirtschaftlichen Betrieb angewendet werden kann“, so Lenert. Es sei beispielsweise auf lange Sicht der Wechsel von Gas zu Wasserstoff denkbar. Dr. Rapp bestätigte an dieser Stelle die bereits bekannte Tatsache, dass hierfür großflächige Anpassungen nötig seien, die in den kommenden Jahrzehnten zunächst aufgebaut und weiterentwickelt werden müssten. „Es ist aber erfreulich, dass wir aktuell eine konstruktive Zusammenarbeit mit Ländern innerhalb der EU hinsichtlich Energieversorgung aufbauen, jedoch gilt auch hier: Jedes Land muss zunächst den eigenen Energiebedarf bedienen“, so Rapp. „Es ist außerdem klar, dass es keine Dauerlösung sein kann, dass der Staat durch Entlastungspakete und Preisdeckel den Marktpreis für Strom und Gas reguliert. Hier bedarf es einer dauerhaften Lösung, die für Unternehmen eine verlässliche und stabile Planungsgrundlage schafft. Daran wird aktuell mit Hochdruck gearbeitet.“ Auf der Hand liege außerdem, so Rapp, dass beispielsweise das Strommarktdesign nicht von Deutschland im Alleingang umgestellt werden könne. Man müsse hier auf EU-Ebene mit allen Mitgliedstaaten zusammen an einer allgemeinverträglichen Lösung arbeiten. Bürgermeister Schafft merkte an dieser Stelle an, dass man alles daran setzen müsse, Bauvorhaben, die alternative Energiegewinnung unterstützen, zu beschleunigen. „Hier sehen wir uns leider immer wieder mit langwierigen Genehmigungsverfahren konfrontiert, die häufig innovative Bauprojekte zur Energiegewinnung um Jahre verschieben oder ganz verhindern.“ Daran müsse sich zukünftig etwas ändern. Auf die bekannte Aussage der Politik, Mittelständler müssten die aktuelle Lage mit den Gewinnen vergangener Jahre überbrücken, betonte Max Schumacher, dass die Gewinnmarge in der Gießereiindustrie bei 0,7 Prozent des Umsatzes liegt. „Spätestens anhand dieser Zahl wird klar, dass eine Überbrückung, gerade wenn den Gewinnen ein hoher Block an Fixkosten gegenübersteht, allenfalls einige Monate möglich ist.“
Fazit des regen Austausches war der Konsens darüber, dass sich die Preisspirale nicht endlos weiter nach oben drehen darf. „Der Wirtschaftsstandort Deutschland verliert aktuell schon erheblich an Attraktivität und büßt an Wettbewerbsfähigkeit ein“, so Schumacher. „Diese Entwicklung muss unbedingt gestoppt werden.“ Dr. Rapp war dankbar für den offenen Austausch und nahm sich über den geplanten Termin hinaus die Zeit, sich den energieintensiven Feingussprozess hautnah anzusehen. Zum Abschluss des Besuchs ließ er es sich nicht nehmen, zusammen mit den Auszubildenden noch für ein Selfie zur Verfügung zu stehen. „Wir danken allen unseren Gästen für die offene Diskussion“, fasste Alexander Lenert den Termin zusammen. „Und wir hoffen natürlich, dass in der Bundesregierung sofort die richtigen Weichen für die Wirtschaft und den Mittelstand gestellt werden.“